My ainzigliebi Drummle

E Bligg in Estrigegge ... Ah my Schatz,
My heegste, stoht no uff em Blatz!
E Griff, e Schwung - drei Gimp in d' Stube-n-abe -
Gschwind wird sie us us em Sägelduechsagg grabe
Und - jetze stoht sie do und glänzt und lacht!
Abzoge wird si, wie so mängi Nacht
Und wie mäng Johr - und still wird sie bitastet
Und gstrychlet ... kumm de hesch jetz lang gnueg g'rastet!

Jetz nimm y si in Kur mit aller Kraft,
Jetz wird dra druggt, dra zoge-n-und dra gschafft
Und putzt und gmacht - jetz isch si zwäg wie kaini,
My Ainzigliebi (naämlig: d' Drummle maini!) -
Jetz wo si gschränkt isch, wird si sorgsam gspannt,
Ai Schlegel nimm y in die rächti Hand,
Und mit der linke due-n-i d'Saite stimme ...
Und bebberle und ... jetz ... y kenn mi nimme ...
I leg si a ... si hangt am Bendelier ...
Jetz ziehni uff ... dr Puls glopft, 's butzt mi schier ...

«Rrremmm» ( - dr ersti Ruef! - ) «Tlengtleng» ... derzue
zwai Doublé ... und in königlicher Rueh
Ruess y die alte «Märmeli» ... o Gott:
Si goht no wie-n-e Gleggli! Häll und flott
Kunnt Takt uf Takt und sicher Straich uff Straich,
Und 's Härz glopft mit, 's Gsicht wird bald rot, bald blaich
Vor Fraid und Lust ... d'Ärm gehn vo ganz elai ...
J gspyr my Drummelkante-n-an de Bai,
Und vom Gedächtnis keit dr letschti Schimmel:
J drummle, drummle ... und y bi im Himmel ...

Martin Bim


Veröffentlicht in der National Zeitung Nr. 69 vom 11.02.1930

Ebenfalls erwähnt wird dieses Gedicht im Buch Vom Trommeln und Pfeifen von Georg Duthaler und weiteren Autoren:

In der Einleitung zum Gedicht finden wir die folgenden Worte bezüglich der "fasnachtslosen Zwischenzeit", in welcher die Fasnachts-Instrumente für eine gewisse Zeit zur Seite gelegt werden:

Interessanterweise wird nun aber die schreckliche, trommellose Zeit nicht als ein Gefühlsverbot «von oben» gewertet, sondern als freiwillige Selbsteinschränkung, als tapferer, wenn auch schmerzlicher Verzicht, der die Liebe zur Trommel und die Lust am Trommeln zuweilen bis in metaphysische Bereiche steigert, wenn einmal die lange Zeit der Trennung um ist und man endlich wieder darf.

Und im Abgang steht dann folgendes:

Neben Empfindungen wie Freude, Lust und himmlischer Befreiung stellt der trommelnde Martin Bim an sich physiologische Veränderungen fest, die durch experimentelle Untersuchungen bestätigt werden und auf einen Zusammenhang zwischen der erlebnismässigen musikalischen Verarbeitung des Rhythmus' und dem Verhalten des Kreislaufs, Blutdrucks, des Pulses und der Atmung schliessen lassen, die durch rhythmische und dynamische Momente mitgezogen werden.
Trommelmusik wird in vielen Kulturen der Welt die Kraft zur Verzauberung und Verwandlung des Menschen zugeschrieben.