Boxkampf

Zehntausend Menschen, oder zwanzigtausend,
Die fiebern um den Ring, und es steigt brausend
Der Ruf nach Gier und „blauen“ Augen. –
Was kann so als Erotikkitzel taugen
Für Masse Mensch – wie die brutale Kraft ?

Sie kommen. Dort der grosse blonde Hüne
Mit blauen Hosen – ob er ’s heute schafft ?
Schon klettert auch sein Gegner auf die Bühne ;
Stiernackig beide. Bademäntel flattern.
Mit Mühe kann ich meinen Platz ergattern.
„ Mensch – de Melone runter . . . sonst setzt ’s Keile !
Man sieht ja nischt !“– Beifall rast eine Weile,
Der Manager gibt noch den letzten Rat.
Der Gruss vorbei . . . Gonggong . . . sie tänzeln leicht,
Sie finten .. . päng . . . die Masse Mensch erbleicht :
Dumpf dröhnt die Faust . . . da taumelt schon der eine,
Der Haken sass, kaum tragen ihn die Beine
Noch zu den Seilen, doch, – er rafft sich auf,
Er nimmt die fünf Pfund Mehrgewicht in Kauf ,
Die gegen ihn sein Gegner in den Ring
Gebracht hat . . .jetzt . . . jetzt setzt er an zum Swing,
Der sass . . . doch fest steht der in blauen Hosen,
Zehntausendstimmig rast das Menschentosen :
Sie sind im Clinch . . . Pfiff . . . frei . . . nun weicht das Träge,
Wie Hämmer sausen Arme, hageln Schläge,
Die Boxer keuchen, Schweiss rinnt . . . und dort – Blut
Aus einem Augenlid . . . und es steigt dumpfe Wut.
Ein Schrei pfeilt aus der Menge : „ Gib ihm, Hans !“
Das Tempo steigert sich, ein Höllentanz.
Der Schiedsmann kommt kaum mit, auf bricht Orkan . . .,
Ein Pfiff : „ Tiefschlag !“ ’s ist Zeit, dass man sie mahn’
An ihre Regeln ! – Wieder geht es los,
Und jetzt steigt die Erregung riesengross :
Der Blaue fintet, schmettert an das Kinn
Des Gegners – der verliert jählings den Sinn
Vor Wut und Ohnmacht, taumelt, keucht und . . . fällt,
Vieltausendfach ein Siegesjubel gellt :
„One, two, three, four, . . .“ bei „Five“ rafft er sich auf :
Die Wut, die Wut ! Der Manager brüllt : „ Drauf !“

Wie Negertrommeln tönen Magenschläge . . .,
Rasselnder Atem geht wie eine Säge,
Nur noch Sekunden – Schluss der ersten Runde ?
Noch einmal wirft zweihundertsiebzig Pfunde
Der Blaubehoste in den Kampf, sein Arm
Schnellt vor, es trifft die Faust . . . es rieselt warm
Aus seines Gegners Nase, wie ein Blitz
Kommt schon der Nachschlag, sucht sich seinen Sitz
An der Aorta . . . Luft pfeifft aus den Lungen . . .
Plump fällt er wie ein Sack . . . rasch kommt gesprungen
Der Schiedsmann : „One, two, three . . .“ – und aus den Ketten
Des Publikums schreit einer : „ Woll’n wir wetten . . . “
Es hört ihm niemand zu, die Pulse hämmerrn,
Ein Schweissgeruch . . . „Eight, Nine,“ . . . vor Zehn noch dämmern
Verlierers Sinne noch einmal . . . zu spät –
„Wahnsinnig“, brüllt die Masse . . . keuchend steht
Der Sieger ! Hoch den Arm . . . Knock out liegt Einer –
Dem Sieger jauchzen alle – ihm jauchzt keiner . . .
Er liegt bewusstlos, atmet kaum mehr, träumt . . .
Die Masse Mensch rast toll . . . es überschäumt
Der Blut- und Siegesjubel . . . Gong . . . und aus . . .
Und doppelt rasend bricht der Beifall aus . . .