Mein Roman

Ich sitze am Schreibtisch vor einem Roman,
an dem ich seit langem schon nichts mehr getan,
und der – falls er einem Verleger gefällt —
mir Ehre soll bringen und Ruhm und – viel Geld;
ja : scheffelweis’ Geld, denn — ich denke an Dich,
An Dich, die Du Sonne mir bist . . .

Ich denke an Dich —, doch ich finde : bei Gott :
Das tut mir nicht gut, denn : als wär ’s ein Komplott,
enteilen mir meine Gedanken im Nu,
sie huschen und flüchten und fliegen — Dir zu !
Und wie ich auch plagen und mügen mich mag :
Sie bleiben — mir ferne — bei Dir !

Sag : haben sie recht ? Sollt’ es anders denn sein ?
Was soll mein Roman mir ? So winzig, so klein
Kommt plötzlich mir vor die Romandichterei :
Was soll mir das Dichten, vergess ich dabei,
dass leise Du atmest im Raum nebenan,
Du ! — Du, die Du selbst — ein Roman !

—— Du bist mein Roman ! Und ein Dichter Dich schuf,
Der Schön’res nie schaffte in seinem Beruf !
Lang les ich in Dir . . . – Ach wie schwer wird mir jetzt,
da wieder ich mich zum Roman hab gesetzt ! —
Wohl sitzen längst Körper und Kopf wieder hier, — :
Gedanken und Herz sind . . . bei Dir ! ———


Vermutlich 20er Jahre.