Warum der Werner – warum nicht ich?

Klagesang eines Missvergnügten

Ich klage laut und öffentlich hier an,
Was Werner Fuetterer an mir getan,
Obwohl ich niemals noch beim Film ein Star
Und also niemals Konkurrent ihm war.

Ich hatt’ ein Möbel, klein und nett und treu,
Das schwur mir seine Liebe stets auf’s Neu,
Ging nie nach einem Andern auf die Pirsch,
In diesen Augen war nur ich der «Hirsch»!
Sie grüssste keinen, tanzte nie mit Andern,
Nie liess sie ihre Blicke flirtend wandern,
Ich war der Einz’ge, Dem sie trautes Du
Und liebe Blicke gab beim Rendez-vous.

Seit letztem Mittwoch bin ich sehr verdrossen:
Seit Werner da ist, bin ich glatt erschossen!
Schnurstracks begab sie sich zum Kino hin –
Sie hat nur mehr für diesen Werner Sinn!
Sie hat schon fünfzehnmal den Film betrachtet,
Sie hat nach einem Blick von ihm geschmachtet,
Sie findet diesen Werner himmlisch nett
Und geht mit seinem Autogramm zu Bett!
Zweimal pro Tag tritt er im Kino auf,
Und geht’s auch stundenlang – sie wartet drauf,
Bis er erscheint! Mich lässt sie ruhig stehn.
Warum kann ich nicht blond nachhause gehen?

Warum bin ich nicht ganz so gross wie Werner?
Warum bin ich kein grosser Filmstar ferner?
Warum ward Filmkunst nicht in mir geweckt?
Warum hat mich kein Regisseur entdeckt?
Warum, wenn er aus jenem Kino tritt,
Gehen hundert Mädchen mit, auf Tritt und Schritt?
Warum lässt meine Kleine mich allein?
Bin ich vielleicht zu treu, um schön zu sein?
Warum kann ich nicht auf der Leinwand zappeln?
Was hülf es mir, möchte ich von Liebe babbeln?
Durch seine Autofenster ohne Ende
Recken sich hundert süsse Mädchenhände!
Mag ich auch noch so sehr nach Liebe bangen:
Bei mir stehn keine hundert Mädchen Schlangen!
Ich bin nicht dümmer, doch – der Nimbus fehlt!

Das alles ist, was mich seit Mittwoch quält:
Was hab ich diesem Blondkopf denn getan,
Dass er ein Herz mir stahl, der – Don Juan!
So wird mir meine Treue nun gelohnt!

Soll ich wohl fragen, wo der Werner wohnt?
Soll ich dann hingehn ohne Herzerweicheln
Und ihn mit meinen Borhandschuhen streicheln?
Und so der Kleinen meine alte Treue
Beweisen durch des Werners Augenbläue!
Ja! Nein – vielleicht wär’ das doch ziemlich sinnlos?
(Wär’ er der Stärkere, bliebe ich – gewinnlos!):

Ich werd ihm meine Not in Tönen malen,
Ich will ihm das Retour-Billet bezahlen
Und will ihm dankbar sein, wenn er nur geht,
Vielleicht, das alte Lieb’ dann neu ersteht!

Johnny K. Nockdown