Ich weiss auf der Erde kein grösseres Glück,
Als Wien so bei Nacht zu geniessen.
Da treten die Sorgen und Leiden zurück,
Wer könnte sein Herz da verschliessen ?
Ich fühl es im Herzen, ich fühl es im Blut,
Da gibt ’s kein Besinnen, kein Fragen :
Du Stadt meiner Liebe, nur Dir bin ich gut,
Könnt’ nimmer ein Fernsein ertragen.
Oh Wienernacht, ewiger Frühlingstraum,
Im Herzen ein seliges Klingen,
Ein Hauch süsser Liebe und leiszitternd kaum
Von ferne ein lockendes Singen :
Wenn jauchzend und schluchzend die Geige klingt
In Wiener Musik, die zu Herzen dringt ;
Wenn die Töne zittern so sehnsuchtsfern,
Als wollten sie fliegen von Stern zu Sern,
Dass der Himmelvater bald weint, bald lacht : —
Das bist Du, seel’ge Wienernacht !
Und bin ich im Häuserl vom Herrgott einst drinn,
Dann lass ich ’s nicht lang mich verdriessen
Und bitt gleich: „Geh lass mich zum Himmelstürl’ hin – –
Mein Wienerstadt möchte ich halt grüssen !“
Der Herrgott, das ist doch ein grundguter Mann,
Der stupft dann den Petrus im Stillen,
Der Petrus, der schaut halt sein’n Herrgott schnell an
Und flüstert: „Geh, lass ihm sein’ Willen !“
Dann hör’ ich ein Klingen, das wehmütig–bang
Ein Lufthauch zu mir rüberfächelt.
Dem Petrus rollt langsam ein Tränlein auf d’ Wang,
Der Herrgott lauscht selig und lächelt :
Wenn jauchzend und schluchzend die Geige klingt
In Wiener Musik, die zu Herzen dringt ;
Wenn die Töne zittern so sehnsuchtsfern,
Als wollten sie fliegen von Stern zu Sern,
Dass der Himmelvater bald weint, bald lacht : —
Das bist Du, seel’ge Wienernacht !
Handgeschriebenes Manuskript, vermutlich 20er Jahre.