Adie! Vom-en-alte Tambour

Du, Carli Dischler, hesch is ietz verlosse!
Uns het die Botschaft bitter iberrascht
und het is g'mahnt: dr Mensch syg numme Gascht
uff däre Wält; vo Afang a syg bschlosse,
was mit em goh soll. Di het's also gnoh…
An unseri Friehzytt dängg y hitte noh:

«Dä hinde links, wo trummlet ohni Duume,
das isch dr Dischler-Carli!», hämmer gsait;
und hesch als au 's verruggtischt Gostym trait —
mer hänn Dy gly an Dyner Hand kennt: kuum e
ganz glaine Dail het nie vo Dir no g'hert,
Doch het e grosse Dail vo Dir no glehrt!

Fir 's Baslertrummle bisch e Pionier gsi,
wie nimm e mänge meh! Und Du hesch glatt
dr Ruef vom «beste Tambour vo dr Stadt»
verdient g'ha; und De bisch e Kraft fir Vier gsi
in Dyner Clique – dä Witz, dä Humor
kunnt hitte laider nimme zue oft vor!

Jetz bisch ewägg. De hinderlosch e Lugge.
En andere, greessere Tambour het bifohle,
het Dy uus unsere Raije miese hole —
jetz bruchsch Di nimm dur d'Menschemasse z'drugge
zer Fasnachtszyt. Doch: lieb blybt is Dy Namme;
so lang no Basler iebe «Babbe-Mamme» …

Martin Bim


2025 in der Chronik der Lälli-Clique aufgestöbert.

Zur Person Carl Dischler:

Carl Dischler wurde am 10. Oktober 1868 in Basel geboren, als Sohn des bekannten und geachteten Sattlermeisters und Wagenbauers L. Dischler. Der Vater, in dessen Fusstapfen er beruflich trat und dessen Geschäft er später übernahm, lehrte ihn – in harter Schule! – auch trommeln. Er war selber ein Meister der Trommelkunst und hatte in seiner Jugend in Paris, unter dem Kaiser Napoleon III, Dienst als Tambour geleistet. In dieser Stadt weilte übrigens, 1891 - 1893, auch Carl zu sprachlicher und beruflicher Weiterbildung. Seinem nach Frankreich ausgerichteten Geschmack verdankten die Lälli-Tambouren, bei deren Gründung Carl DIschler massgeblich beteiligt gewesen war, frühzeitig den Ersatz ihrer alten Montur durch die eleganten weissen Bandeliere aus echtem Büffelleder und die weissen Struppen an den Instrumenten. Diese Prozedur war bereits 1905 zu Ende geführt; sie ist für die Lälli-Clique typisch geblieben und ist auch von ihren Ablegercliquen beibehalten worden.

Der Trommellehrer von Carl Dischler war der legendäre Elsässer Trommelmeister Charles Schmitt aus Binningen, auch «Drümmeli-Schmitt» genannt. Auch jener war ein ehemaliger französischer Militärtambour, der das Trommeln nach traditioneller französischer Trommelschule lehrte, also ein Trommeln aus dem Handgelenk mit möglichst unbewegtem Oberkörper (im Gegensatz zum virtuoseren preussischen Stil mit grossen Bewegungen von Armen und Oberkörper, der damals z.B. von Dr. Fritz "Frutz" Berger propagiert wurde).

In seiner Jugendzeit erlitt Carl Dischler beim Spielen mit einem Vorderlader einen Unfall, der ihm den Daumen der linken Hand kostete. Indessen nannten ihn die Basler gerne den «Daumenlosen». Dies hinderte ihn weder beruflich am Ausüben seines Handwerks, das er mit seltener Kunstfertigkeit beherrschte, noch am Trommeln; ganz im Gegenteil – es gab keinen unter den Trommelvirtuosen, der ihm an Ausdauer und Wucht des Schlages gleichgekommen wäre. Zusammen mit Tambouren wie Emil "Mix" Hug, Adolf Kern, Noldi Ringli, Heiri Löw (dr Sabelhairi), Seppi Wintzer (allesamt Trommelpioniere aus den ersten Jahrezehnten des 20. Jahrhunderts) zählte "der Daumenlose" Carl Dischler zu den ganz grossen Pionieren der bis heute berühmt-berüchtigten Basler Trommelschule, ohne welche eine Top-Secret-Formation wohl nie zu Stande gekommen wäre.

«Dr bescht Tambour vo dr Stadt» starb am 8. März 1929.

Quellen: