Am erschte Septämber 1939

Die ganzi Nacht hany Maschinegschribe,
Es isch mer halt nytt anders ibrig blibe:
Y hätt im Bett jo doch kai Aug zue doo,
Will d'Närve gspyrt hänn, 's wärd Entsetzligs ko...
In nägschter Zytt...
Do rasslet 's Telephon.
's isch mer, 's haig hitt e bsunders schrille Doon.
D'Uhr schloot. Grad Sibeni! Das isch mer z'bunt -
Wär ka das sy in där Morgestund -
Dä weggt mer d'Frau und 's Kind mit aller Gwalt!
Jä nu - was soll me mache? Loost me halt.
- My Brueder isch 's; er sait mer kurz und knapp:
"Salü...y mecht nur sage: Y mues ab -
In Dienscht - mues nur no gschwind go 's Neetigscht hoole!
Si bombardiere sitt am Säggsi Pole
Mit dausig Flieger...Warschau lytt in Trimmer..."

Do kunnt my Frau. E traumverlorene Schimmer
Lytt uff em liebe Gsicht, wo still-ergetzt
Uff 's Buschi luegt im Arm. Y stand entsetzt
Und zittere, wie Ain, wo Tremens hett.
D'Frau merggt's (y gseh's); si luegt mit angschtvoll a
Und stammlet nur: "Um Himmelswille, Ma -
Was hesch? Bisch grangg? Hesch Fieber? Gang ins Bett -
Y koch Dr Tee! Soll y dr Doggter hoole?"

Wie sag y's ächtscht? Y stand ass wie uff Kohle;
Und wony's sag, kunnt mer my aigeni Stimm
So unnadyrlig vor, y kenn si nimm -
Y her nur, ass y sag: "Oh Kind - 's isch Krieg!
Scho sitt em Säggsi bombardiert me Stett,
Wo's au so Mietteren und Kindli hett -
Wie wird's au däne sy...ass gotterbarm -
Und Du darfsch doostoh, unser Gligg im Arm..."

Jetz wird si wyss (vermuetlig so wien y)
Und stammlet: "Jesus...wie wird's däne sy...
Die arme Fraue...und die ermschte Gschepfli..."
Mit ihre Träne netzt si 's Kinderkepfli,
Wo arglos schlooft, an ihrer Aggsle lähnt.
Y ka nimm schwätze - 's Schlimmscht blybt unerwähnt;
Y ka nur d'Frau in Arm näh (d'Lähmig wycht) -

Jetz gaint's - hany em gar dr Schloof verschycht?
Und jetz...schloot's d'Aigli uff und ...lacht is a,
Streggt d'Aermli uus, sait "Baa" und nomol "Baa"...

Erschitteret druggt's my Frau an 's Muetterhärz:
Si gspyrt dr nameloosi Mietere-Schmärz
Vo Hundertdausig imene färne Land...
Verstohle drugg ere die schmali Hand
Und waiss (y lis's in ihrem dunggle Bligg):
Wär Krieg macht, dä waiss nytt vo Kindergligg -
Dä hyfft Millione Seelen uff sy aini
Und gspyrt si doch nitt - denn är hett e kaini...

"Syg tapfer!", sag y; und si sait mer still:
"Gang, schloof...'s isch d'Zytt, wo äs sy Schobbe will..."


1939, mit Bezug auf den Ausbruch des zweiten Welkrieges und die damals 1-jährige Tochter Marly, die den "Schoppen" will.